Einfache Lösung in einem komplexen Umfeld
Die Schweizer Politik hat 2021 entschieden, gemischte Kunststoffe aus Haushaltungen zu rezyklieren, was Gemeinden vor das Problem stellte, ihrer Bevölkerung eine Lösung zu bieten. Die AVAG Umwelt AG als Interessensvertreterin von Gemeinden hat zusammen mit dem Kanton Bern, mehreren Gemeinden sowie der InnoRecycling AG, sammelsack.ch eine Lösung entwickelt. Die Herausforderung lag mitunter darin, die Bedürfnisse unterschiedlicher Gemeinden und Akteuren wie dem Detailhandel, Entsorgern und Transporteuren unter einen Hut zu bringen. All dies mit der Grundbedingung der Berner Bevölkerung eine attraktive und sinnhafte Recyclinglösung für Haushaltskunststoffe anbieten zu können.
Ein erfolgreicher Auftakt
Ende 2022 konnte das Resultat intensiver Vorarbeit präsentiert werden: Das schweizweit erste, kantonal einheitliche und national mit «Bring Plastic back» kompatible Sammelsystem für Haushaltkunststoffe. Noch wichtiger: Die Lösung hat von Anfang an überzeugt, und es wurde nicht nur darüber gesprochen, sondern es wurde effektiv umgesetzt – beim Sammelstart im Mai 2023 waren bereits 50 Gemeinden dabei und auch die Medienresonanz war positiv. Nach rund acht Monaten darf eine erste Zwischenbilanz gezogen werden: Zwischenzeitlich sind aus den 50 Gemeinden vom Start 166 Berner Sammelgemeinden geworden. Damit haben bereits über 527'000 Personen an ihrem Wohnort Zugang zum Sammelsystem. Die Akzeptanz ist erfreulich, bisher wurden bereits 1.28 Mio. Sammelsäcke in den Umlauf gebracht und 430 Tonnen Haushaltkunststoffe gesammelt. Aber auch abseits der Zahlen stehen die Zeichen für eine weitere positive Entwicklung gut.
Der Weg zum Ziel
Entscheidend ist die Durchdringung in der Bevölkerung, damit künftig Haushaltkunststoffe ebenso selbstverständlich gesammelt werden, wie andere separat gesammelte Abfälle. Das braucht vor allem Zeit, aber wichtig dafür ist auch die Kommunikation auf allen Kanälen. Unterstützt werden die Gemeinden dabei von der Systembetreiberin, mit verschiedenen Werbemitteln und Promotionen vor Ort.
Angesichts der bisher erreichten Abdeckung ist man für das langfristige Ziel – die Erreichung einer Flächendeckung – jedoch gut auf Kurs. Im Übrigen hat das System auch bereits über die Kantonsgrenze hinaus für Aufsehen gesorgt, und es wurde Interesse an einer allfälligen geografischen Ausweitung bekundet. Es gilt dem bisherigen Motto «es tatsächlich tun, anstatt nur darüber zu sprechen» treu zu bleiben.
Gemeinden und Akteure
166 Gemeinden sind definitiv beigetreten und haben bereits mit der Sammlung gestartet oder tun dies in den nächsten Wochen und Monaten. Das entspricht rund 50 % aller Berner Gemeinden.
59 Gemeinden sind an einer Einführung interessiert und befinden sich derzeit im Entscheidungsprozess. Fällt dieser überall positiv aus, entspricht dies zusätzlich rund 18 % aller Berner Gemeinden.
527'473 Einwohner/-innen haben an ihrem Wohnort Zugang zum Sammelsystem. Das entspricht rund 50 % aller Menschen im Kanton Bern. Da das System jedoch auch über Gemeindegrenzen hinaus genutzt werden kann haben de facto noch mehr Menschen Zugang zum Sammelsystem, beispielsweise in der Nachbargemeinde.
407 reine Verkaufsstellen wurden bisher eröffnet. Zu kaufen gibt es den Sammelsack sowohl bei lokalen als auch nationalen Detailhändlern und bei zahlreichen Entsorgern und Gemeinden.
179 Sammelstellen wurden bisher für den Sammelsack eingerichtet. Diese befinden sich meist bei öffentlichen Sammelstellen, lokalen Entsorgern und Detailhändlern. Zudem bieten sechs Gemeinden eine Abholsammlung an.
1 kompatibles System Als Teil von «Bring Plastic back» können die vollen Sammelsäcke an rund 550 Partnersammelstellen in 23 Kantonen der Schweiz zurückgegeben werden, unabhängig davon wo sie gekauft wurden.
Akzeptanz in der Bevölkerung
1.28 Mio. Sammelsäcke sind seit dem Start im Mai 2023 in Umlauf gebracht worden. Die beliebteste Sackgrösse ist der 35-Liter-Sack (verfügbar sind 17, 35, 60 und 110-Liter-Säcke).
430 Tonnen wurden bisher gesammelt und dem Recycling zugeführt. Das entspricht in etwa dem Gewicht von 72 ausgewachsenen afrikanischen Elefanten oder 5'375 Schweizer Männern.